Im Rückspiegel: Vom Webstuhl zum Eljot und Wanderfalken
Was 1920 von Michio Suzuki unter dem Namen Suzuki Loom Manufacturing gegründet wurde, hat sich im Laufe der vergangenen 100 Jahre zu einem der größten Motorrad-, Automobil- und Außenbordmotorenhersteller der Welt entwickelt. Den Grundstein für den Erfolg legten dabei vor allem Offroader, kompakte Fahrzeuge und Supersportler auf zwei Rädern. Bis heute ist das Unternehmen familiengeführt.
Suzuki startete in der Küstenstadt Hamamatsu zunächst mit der Produktion
von Webstühlen. Zwar ließ Firmengründer Michio Suzuki bereits in den
1930er-Jahren einen ersten Pkw-Prototypen anfertigen, doch der zweite
Weltkrieg setzte dieser Entwicklung ein vorläufiges Ende. Nach
Kriegsende erweiterte das Unternehmen sein Portfolio bald auch um den
Bau von Motorrädern.
1952 brachte der Hersteller mit dem „Power Free“ das erste motorisierte
Zweirad auf den Markt – mit 36 Kubikzentimetern Hubraum und einem PS.
Und schon bald zählte Suzuki mit monatlich 6000 produzierten Einheiten
zu den weltweit größten Herstellern von Motorrädern. 1954 wurde die
Modellreihe Colleda vorgestellt, von der innerhalb von sechs Jahren rund
100.000 Einheiten verkauft wurden. Ein Jahr später begann mit dem
Suzulight die Automobilproduktion. Es handelte sich um einen
Kleinstwagen in der Tradition der so genannten Kei-Cars, die heute
höchstens 3,40 Meter lang und 1,48 Meter breit sein dürfen und deren
Hubraum 660 Kubikzentimeter nicht überschreiten darf. 1965 kam der erste
Außenbordmotor von Suzuki auf den Markt. Der D 55 war ein Zweitakter
mit einem Zylinder und leistete 5,5 PS. Über die Jahre entwickelte sich
der Geschäftszweig „Marine“ zum dritten erfolgreichen Standbein des
Unternehmens und wartete unter anderem mit Ideen wie dem
seegrasabweisenden Propeller auf. 1994 erschienen die ersten
Vier-Takt-Außenborder, heute gibt es V6-Marinemotoren mit bis zu 350 PS.
Zum Schlüsseljahr für die Automobile der Marke wurde 1967: Mit dem
Fronte 360 LC 10 mit Heckmotor und Heckantrieb wies Suzuki neue Wege für
das japanische Kleinwagensegment. Schon ein Jahr später rollten knapp
200.000 Automobile vom Band und machten Suzuki zum weltweit größten
Hersteller von Zwei-Takt-Motoren. Diese bestimmten auch bei den
Zweirädern die Motorenpalette bis in die 1970er-Jahre. Die T 20
„Super-Six“ mit 250-Kubik-Motor und 33 PS (29 DIN PS) brachte den
endgültigen internationalen Durchbruch auf dem Motorradmarkt. 1976
feierten auf der IFMA in Köln die GS 400 und die GS 750 Premieren.
Legendär sind heute die GT 750 mit dem Spitznamen „Wasserbüffel“, die
Enduros DR 650 und die DR 800 S Big sowie der Chopper Intruder. Mit der
RE5 Rotary bot Suzuki Mitte der 1970er-Jahre auch ein Wankel-Motorrad
an.
Ende der 1970er Jahre startete Suzuki dann auch auf dem Automobilsektor
international durch. Der Startschuss fiel mit der Präsentation der
damals aktuellen Fronte-Generation auf dem Amsterdamer Salon 1979;
später wurde davon der Alto abgeleitet. In Deutschland präsentierte
Suzuki im gleichen Jahr auf der IAA den 3,19 Meter kurzen LJ 80. Bis
dahin waren Offroader meist groß und schwer, doch der LJ 80 (LJ = Light
Jeep) zeigte, dass es auch anders geht: Mit kompakten Abmessungen,
zuschaltbarem Allradantrieb, einem Zwischengetriebe mit
Geländeuntersetzung sowie einer hinteren Differenzialsperre spielte er
seine Stärken vor allem in dichten Wäldern und auf schmalen Bergpfaden
aus und fand auch hierzulande viele Fans, die mit ihm gar nicht ins
Gelände wollten oder mussten. Sie nannten das Auto liebevoll „Eljot“.
Suzuki avancierte zwischenzeitlich zur größten Offroad-Marke in
Deutschland und machte das geländegängige Erfolgsmodell zum Begründer
einer ganzen 4x4-Familie.
Die kleinen Kletterkünstler von Suzuki – allen voran der LJ, später dann
der Samurai und ab 1998 der Jimny – überzeugten nicht nur mit ihrer
Geländegängigkeit, sondern sprachen mit ihrem puristischen Design auch
ein junges Publikum an, für die die Autos Lebensfreude und aktive
Freizeitgestaltung symbolisierten. Mit diesem Erfolgskonzept schaffte es
schließlich die zweite Generation des SJ auch in den USA Fuß zu fassen.
In einem Jahr wurden von diesem Modell so viele Exemplare verkauft, wie
von keinem anderen neuen Modell am Markt.
Währenddessen schlug auf dem deutschen Motorradmarkt im gleichen Jahr
die Geburtsstunde für die Supersportler der berühmten Baureihe GSX-R.
Erstes Modell war die GSX-R 750 mit Vierzylinder. Bis heute hat Suzuki
über eine Million Einheiten der GSX-R-Familie verkauft. Zur
Jahrtausendwende kam mit der Suzuki Hayabusa 1300 ein weiteres
GSX-Modell auf den Markt (Suzuki GSX 1300 R). „Hayabusa“ ist der
japanische Begriff für den Wanderfalken, dem schnellsten Tier überhaupt.
Als erstes Serienmodell mit einer Spitzengeschwindigkeit von über 300
km/h machte die Hayabusa ihrem Namen Ehre. Sie sprintete in 2,7 Sekunden
von null auf 100 km/h.
Parallel zu den schnellen Sportlern mit zwei Rädern setzte Suzuki
weiterhin auf seine Rolle als weltgrößte Minicar-Marke. Mit dieser
Strategie entwickelte sich in den 80er-Jahren beispielsweise Indien zu
einem Erfolgsmarkt. Hier schloss Suzuki einen Kooperationsvertrag mit
Maruti über die lokale Produktion und den Vertrieb. Noch heute hält
Maruti Suzuki India einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent.
In den 90er-Jahren wurde der kompakte Roadster Suzuki Cappuccino ein
wichtiger Imageträger. Ursprünglich nur für den japanischen Markt
entwickelt, avancierte er auch in Amerika und Europa zum bezahlbaren
sportlichen Zweisitzer mit Exotenstatus.
Fritz Egli brach mit einer getunten Suzuki Hayabusa den Seitenwagen-Weltrekord. Foto: Auto-Medienportal.Net/Swissperformance
Zu einer weiteren festen Größe entwickelte sich außerdem der Suzuki
Swift. Nachdem 1991 in Ungarn Magyar-Suzuki und damit ein wichtiger
Eckpfeiler für das Europageschäft gegründet wurde, lief dort schon ein
Jahr später die Produktion des Kleinwagens an. Er entwickelte sich rasch
zum ungarischen Volksauto und wurde von dort aus in fast alle
europäischen Länder exportiert. Vor allem der Swift Sport fand und
findet viele Anhänger.
Um auch in anderen Segmenten Fuß zu fassen sowie mit Hybridmodellen den
CO2-Flottenausstoß zu drücken, versucht es Suzuki seit Kurzem mit
Badge-Engineering in einer Kooperation mit Toyota: Hinter den neuen
Modellen Across und Swace stecken der RAV4 und der Corolla Touring
Sports.
Text: ampnet/jri
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