Im Rückspiegel: Opel zieht es an die Wartburg
30 Jahre deutsche Einheit bedeuten auch 30 Jahre Opel aus Eisenach: Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl fuhr am 5. Oktober 1990 den ersten Opel aus Eisenacher Produktion vom Montageband – einen Opel Vectra 1.6i. Opel war damit eines der ersten Unternehmen, das sich in Ostdeutschland mit dem Erhalt und der Schaffung von Arbeitsplätzen engagierte.
Opel und das Automobilwerk Eisenach werden sich einig (v.l.): Opel-Chef Louis R. Hughes, Detlev Rohwedder (Vorsitzender der Treuhandanstalt) und AWE-Geschäftsführer Wolfram Liedtke (1990). Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
Fast zwei Jahre lang produzierten rund 200 Beschäftigte in einer
ehemaligen Fertigungshalle der Automobilwerke Eisenach (AWE) im Schatten
der Wartburg jährlich 10.000 Einheiten des Mittelklassemodells.
Gleichzeitig begann Opel mit dem Bau des modernen Werkes, das 1992
eröffnet wurde und seitdem mehr als 3,5 Millionen Fahrzeuge produziert
hat. Insgesamt wurden bislang rund 1,5 Milliarden Euro in den Standort
in Thüringen investiert.
Ein Bedford liefert Material für den Aufbau der Opel-Vectra-Fertigung im AWE-Werk Eisenach (1990). Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
Auf den Vectra folgten zwei Generationen Astra, die Corsa-Baureihen B
bis E und zuletzt der Adam. Im vergangenen Jahr wurden umfangreiche
Modernisierungsarbeiten im Werk vorgenommen, um die Lokalisierung der
EMP2-Plattform der neuen Konzernmutter PSA zu ermöglichen. Seit 2019
läuft im thüringischen Standort der Grandland X vom Band, seit diesem
Jahr auch als Plug-in-Hybrid.
Haupttor des Wartburg-Werks in Eisenach zur Wendezeit. Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
Dass es überhaupt zu einem Opel-Werk in Eisenach kommen konnte, ist
Wolfram Liedtke und Louis R. Hughes zu verdanken. Der Geschäftsführer
des Automobilwerks Eisenach (AWE), das den Wartburg baute, und der
damalige Opel-Vorstandsvorsitzende traten trotz entschiedener
Widerstände für den Standort ein. Eigentlich hatte das
DDR-Automobilkombinat andere Pläne für das AWE gehabt. Da jedoch lange
Zeit unklar war, wie diese konkret aussehen sollten und somit die
Zukunft der Menschen in Eisenach unsicher bleib, legte Opel ein Konzept
vor. AWE-Geschäftsführer Liedtke schaffte es daraufhin, aus dem Kombinat
auszutreten und für Eisenach einen eigenen Weg einzuschlagen.
Wartburg-Fertigung im AWE-Werk Eisenach. Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
Die Belegschaft stand hinter Liedtke. Zu einer Betriebsversammlung im
Jahr 1990 reiste Louis R. Hughes extra an und beantwortete die Fragen
der Mitarbeiter, die sich im Anschluss mit großer Mehrheit für das
Opel-Engagement aussprachen. Mit dem seinem Produktionssystem führte das
Unternehmen in Eisenach als erster europäischer Hersteller durchweg
neue Fertigungsmethoden ein. Ihre Eckpfeiler sind die Einbeziehung der
Mitarbeiter, kontinuierliche Verbesserung, Qualitätssicherung von Anfang
an, Standardisierung und kurze Durchlaufzeiten dank gut abgestimmter
Logistik. Auch im Umweltmanagement setzte Opel in Eisenach von Beginn an
Maßstäbe. Recycling-Kreisläufe zur Wiederverwertung von
Produktionsrückständen und eine moderne Wasseraufbereitungsanlage sind
nur zwei Beispiele.
Text: ampnet/jri
Zwei Jahre lang baute Opel den Vectra im AWE-Werk Eisenach (1990–1992). Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
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